
Dr. Christian Opherk (Fotot: Rolf Gebhardt)
„Der hat auch a Schlägle kriegt“. Gemeint ist Schlaganfall. Davon wollen gerade ältere Männer, die am ehesten davon bedroht sind, möglichst nichts wissen, denn Schlaganfall kann so unvermutet kommen oder man ahnt, dass man diesbezüglich gefährdet ist. Über Schlaganfall – Ursachen, Erscheinungsformen, Therapiemöglichkeiten – informierte Privatdozent Dr. Christian Opherk die „Jungen Senioren“ im Hans-Rießer-Haus.
Opherk ist ist Chefarzt der Klinik für Neurologie der SLK Kliniken im Klinikum am Gesundbrunnen in Heilbronn. Dazu gehören die Medizinischen Kliniken I und II sowie Gefäßschirurgie, Radiologie und Neuroradiologie, und neu hinzu kommt jetzt noch Neurochirurgie. „Daraus ist ersichtlich, dass Schlaganfall ein interdisziplinäres Thema ist,“ so Opherk. Er wartete gleich zu Beginn mit dem signifikanten Beispiel eines typischen Patienten auf: Ein 54jähriger Mann, „immer gesund gewesen“, zu hoher Blutdruck, nicht regelmäßig gemessen, Raucher, gelegentlich Herzstolpern. Beim Mittagessen fällt ihm die Gabel aus der Hand, innerhalb von wenigen Sekunden hochgradige Schwäche der linken Körperhälfte, verwaschene Sprache …
„In so einem Fall, wie überhaupt bei der Behandlung eines jeden Schlaganfalls, zählt jede Minute,“ stellte Opherk heraus. Jeder Schlaganfall sei ein Notfall, und da komme es unbedingt darauf an, schnellstens für Hilfe zu sorgen, sofort den Notarzt rufen, ab in die Klinik, am besten in eine mit einer Spezialeinrichtung namens Stroke-Unit wie in Heilbronn.
„Schlaganfall ist eine meist plötzlich auftretende Durchblutungsstörung des Gehirns mit neurologischen Ausfällen.“ So bringt es Opherk auf den Punkt. Verstopft ein Gefäß im Gehirn, weil (verschleppte) Blutgerinnsel aus Arterien – häufig aus der Halsschlagader – oder aus der linken Herzkammer ein Hirngefäß verengen oder verschließen, wird umliegendes Gewebe nicht mehr mit Sauerstoff versorgt, und Nervenzellen sterben ab. Der akute Sauerstoffmangel des entsprechenden Hirnanteils kann dazu führen, dass man nicht mehr richtig sprechen, gehen oder sehen kann. Neben diesem „Hirninfarkt“, der etwa 80 Prozent aller Schlaganfälle ausmacht, gibt es noch die Hirnblutung, der eine geplatzte Hirnarterie oder Einriss der Arterienwand zugrunde liegt.
Schlaganfälle kommen oft „aus heiterem Himmel“. Dabei gibt es durchaus Risikofaktoren, an erster Stelle – wie für alle Gefäßerkrankungen – ein hoher Blutdruck und zu hohe Blutfettwerte. Auch wenn diese Werte mit dem Lebensalter sowieso zunehmen, ist laut Opherk ein Blutdruck von (möglichst unter) 140 (systolisch) und 90 (diastolisch) anzustreben und ein LDS-Cholesterinwert von unter 150. Ein Gesamtcholesterin zwischen 200 bis 250 sei vertretbar, wenn man sonst weitgehend gesund sei. Weiterhin „schlaganfallfördernd“ – und ja sowieso gesundheitsabträglich – sind Rauchen, Übergewicht, zu viel Alkoholkonsum (Opherk: „ein Viertel Wein täglich kann für Männer gesünder sein als gar kein Alkohol“), Stress und körperliche Inaktivität. Hinzu kommt Diabetes mellitus, jene Stoffwechselerkrankung, die zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führt. Überhaupt nimmt die Schlaganfallgefahr mit dem Alter zu; Schlaganfall ist für über 60Jährige die zweithöchste Todesursache und somit auch eine Volkskrankheit.
Häufige Vorboten für Schlaganfall, also einen drohenden Gefäßverschluss, sind vorübergehende neurologische Beschwerden wie Schwindel, Taubheitsgefühle, Durchblutungsstörungen des Sehnervs mit Gesichtsfeldeinschränkungen oder Doppelbildersicht. Bei Schlaganfall treten solche Symptome massiv auf. Bei Arterienverschluss entstehen Hirnnervenausfälle mit Koordinationsstörungen, Übelkeit und einseitigen Lähmungen. Art und Ausmaß der Störungen hängen sowohl vom befallenen Hirnareal als auch von noch vorhandenen intakten Gefäßen ab. Durch Sauerstoffausfall sterben im Gehirn in der Minute bis zu zwei Millionen Gehirnzellen ab. Deshalb kommt es nach Opherk darauf an, schnellstmöglich einen Schlaganfall zu diagnostizieren und zu behandeln, damit möglichst keine bleibenden Behinderungen auftreten. Bei einem verstopften Blutgefäß muss der Propf alsbald medikamentös aufgelöst werden, eingeschwemmte Blutgerinnsel können mit Spezialkathetern entfernt werden.
Wie Opherk darlegte, sind die nach international vereinbarten Schlaganfall-Behandlungsmethoden heute durchaus vielversprechend. Weniger als jeder zehnte Patient stirbt direkt an einem Schlaganfall. Doch besser sei es natürlich, einem Schlaganfall vorzubeugen durch einen gesunden und bewegungsaktiven Lebensstil.