
Roswitha Müksch im Hans-Rießer-Haus (Foto: Rolf Gebhardt)
Im vorweihnachtlich dekorierten Großen Saal des Hans-Rießer-Hauses – mit stattlichem ansprechend geschmücktem Weihnachtsbaum und schmuckem Tannengrün an der Bühne – starteten die „Jungen Senioren“ in die Festtagszeit: mit einem Referat von Roswitha Müksch zum Thema „Weihnachten kommt immer schneller“.
Und in der Tat. Auf dem Heilbronner Kiliansplatz prunkt ein großes Plakat „Advent ist im Dezember“. Das stimmt – 2017. Dann ist der 1. Advent am 3. Dezember und der 4. Advent am 24. Dezember, am Heiligen Abend. Aber halt nicht jedes Jahr, erst recht nicht 2016. Am Vortag, am 27. November, war der 1. Advent-Sonntag. Und schon an vielen Orten finden Advent- und Weihnachtsmärkte statt, ist in den Geschäften und Straßen volle Weihnachtsbeleuchtung und erklingen Weihnachtslieder, und in manchen Haushalten sind bereits die ersten Weihnachts- und Neujahrskarten eingetroffen. Also: Weihnachten – beziehungsweise Advent – kommt immer früher.
Auf dieses Phänomen ging natürlich auch die Referentin ein. Als Diplom-Volkswirt hat sie den beruflichen Weg „von den Haaren zur Suppe“ unternommen, von der Marketingarbeit für Schwarzkopf im Hamburg zu Knorr nach Heilbronn, wo sie ihren – inzwischen verstorbenen – Mann, ein Wiener, kennenlernte und seit 40 Jahren in Neuenstadt-Bürg ansässig ist. Sie monierte, dass sich ja schon seit September in den Regalen der Lebensmittelgeschäfte weihnachtliche Angebote finden. Und sie beklagte diesen ganzen frühen Weihnachtsrummel, die Kommerzialisierung des Weihnachtsgeschehens mit all seinen Auswüchsen, den Stress des Geschenke-Aussuchens und überhaupt den Arbeitsstress: „Der war früher eher noch größer, wenn man die Wohnung festgerecht auf Vordermann bringen musste.“
Roswitha Müksch widmete sich dann aber vornehmlich allerlei Advents- und Weihnachtsschichten, nahm beispielsweise die „Invasion der Weihnachtsmänner – so der Untertitel ihres Vortrags – zum Anlass, woher nach ihrer Ansicht der Weihnachtsmann eigentlich her komme. Natürlich aus Amerika, wo er bei in der Wildnis mit einem festgefahrenen Schlitten in der Wildnis Hilfe von einem Rentier bekam, das sich vor dem Schlitten spannen ließ und mit dem er glücklich in sein einsames Gehöft zurückkehrte, wo man ihm den Weg schon mit Fackeln gewiesen hatte.
Die Referentin, die sich als gewiefte Unterhalterin erwies, meinte, auch in der Adventszeit ist es wie auf einer Schaukel. Man schaukelt nach vorne in die Höhe, zurück durch einen Tiefpunkt wieder nach oben und das weiter ohne bleibenden Höhepunkt, bei dem man nicht anhalten kann. Auch im richtigen Leben müsse man mit Höhen und Tiefen fertig werden, und da wäre es schön und auch notwendig, in dieser Advent- und Weihnachtszeit genügend besinnliche Stunden zu finden.
Müksch wusste aus ihrem schon über acht Jahrzehnte währenden Leben schöne Geschichten aus besinnlichen Stunden zu erzählen, insbesondere aus ihrer Kindheit, wenn Mutter oder Großmutter ihre Weisheiten von sich gegeben haben. Sie vermochte so plastisch aus dieser – nicht immer guten – alten Zeit zu berichten, dass bei so manchen „jungen Seniorinnen“ auch entsprechende Erinnerungen aufkamen, etwa wen sich in der Wohnküche die Glut aus dem Eisenofen an der Decke widerspiegelte und Vorstellungen vom Himmel und vom lieben Gott zur Sprache kamen. Oder halt – wie ja auch heute noch gelegentlich – unter dem kerzenbestückten Tannenbaum die liebevoll verpackten Geschenke platziert und bei Weihnachtsmusik ausgepackt wurden. Aber damals freute man sich halt schon über Kleinigkeiten, während heute digitale Kommunikationsprodukte en vorgue sind und Bücher, zumindest bei den jungen Leuten, „out“.
Auch über so einfache Dinge wie Nussknacker konnte Roswitha Müksch begeisternd reden, hatte sie doch eine ganze Palette solcher Exemplare mitgebracht, von einem Nussknacker aus Thüringen bis zu einem indischen, wobei sich dann ein herkömmlicher als der praktikabelste herausstellte. Richtig lebendig wurde der Gesprächsaustausch, als es um das Weihnachtsgebäck ging, um Rezepte für Plätzchen und Gutsle, Zimtsterne und Springerle, Spekulatius und Früchtebrot ging. Und noch ein nicht ganz ernst gemeinter Rat: Man sollt auch beim Fest nicht so einfältig sein wie etwa das Huhn, das sich vom Fuchs einladen lässt.
Weihnachten, so das Fazit, ist und bleibt in unserer Kultur ein emotional hoch aufgeladenes Familienfest, wenngleich es mehr oder weniger zu einer gesellschaftlichen Konsumveranstaltung zu verkommen droht. Sinn und Ursprung auch für sich selbst wieder zu entdecken könnte man vielleicht am besten, wenn man etwa Migranten Tradition und Hintergründe erkläre, meinte Roswitha Müksch.