
Dr. Joachim Hennze (Foto: Rolf Gebhardt)
Denkmale – da denkt man wohl zuerst an überdimensionierte massive Statuen verdienter Männer (in Heilbronn Bismarck und Robert Mayer). Doch die eigentlichen Denkmale stehen zumeist als (alte) Gebäude in unseren Dörfern und Städten, und sie bedürfen des Schutzes. Was es mit den Denkmalen speziell in unserer Heimat auf sich hat, darüber informierte Dr. Joachim Hennze, der Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde Heilbronn, die „Jungen Senioren“ im Hans-Rießer-Haus.
Eine systematische Denkmalpflege begann um 1800 mit dem Interesse der Romantik für Kulturgüter des Mittelalters. Dem fühlt sich heute die Deutsche Stiftung für Denkmalschutz in besonderer Weise verpflichtet. Alljährlich im September gibt es auch einen „Tag des offenen Denkmals“ mit gezielten Denkmal-Vorstellungen. International kam es 1972 in der Welterbekonvention von 1972 zu einem Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt. Seither verleiht die UNESCO den Titel „Welterbe“ (Weltkulturerbe und Weltnaturerbe) aufgrund von Bewerbungen. Derzeit gibt es 1052 Welterben in165 Ländern. In Deutschland sind es 42 Welterbestätten und 20 Beiträge zu Weltdokumenten. Die erste Auszeichnung in Deutschland ging an den Kaiserdom zu Aachen (1978), gefolgt vom Speyerer Dom (1981).
Wie Hennze darlegte, gibt es in Baden-Württemberg vier Welterben: Das Kloster Maulbronn als die am vollständigsten erhaltene Klosteranlage des Mittelalters in Europa mit allen Stilrichtungen und Entwicklungsstufen von der Romanik bis zur Spätgotik; zwei Häuser der Weißenhof-Siedlung in Stuttgart als Teil des architektonisches Werks von Le Corbusier; die Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen (Unteruhldingen am Bodensee); der Obergermanisch-raetische Limes als Grenzbefestigung des römischen Reiches vor fast 2000 Jahren gegen die „Barbaren“ (mit 550 km das längste Baudenkmal der Welt nach der Chinesischen Mauer), mit Mauern und Palisaden, Wachtürmen und Kastellen (Ausgrabungen, Rekonstruktionen und Nachbauten) , auch durch den Landkreis Heilbronn verlaufend, (Römermuseum in Osterburken und Limesmuseum in Aalen).
In Baden-Württemberg sind laut Hennze 160 000 Denkmale gemeldet, davon „allerdings nur“ 400 im Stadtkreis Heilbronn und 4000 im Landkreis Heilbronn; im Hohenlohekreis und im Kreis Schwäbisch Hall sind es deutlich mehr (wegen der Fürstenhäuser früher).
Hennze vermittelte einen Eindruck von heimischen Denkmälern in historischer Abfolge. Zuerst richtete er das Augenmerk auf die Weinsberger Weibertreu aus dem 12. Jahrhundert, ein herausragendes Beispiel für zahlreiche damalige Festungen, wie auch die Heuchelberger Warte zur Sicherung der Nordgrenze Württembergs im Mittelalter. Ein „vergessenes Kleinod“ aus jener Zeit stellt auch die Helmbundkirche am Kocher bei Neuenstadt dar und noch beeindruckender die immer wieder erneuerte Regiswindiskirche in Lauffen und erst recht der frühromanische Zentralbau des Ritter-und Kollegialstifts St. Peter in Bad Wimpfen im Tal – die zweite große Sehenswürdigkeit Wimpfens neben der „Stauferstadt“ auf dem Berg.
Dann die Schlösser. So das Schloss Horneck oberhalb von Gundelsheim, vor 800 Jahren als Burg entstanden, nach dem Heidelberger Schloss – Hennze zeigte Bilder von den Renaissance-Fassaden von Ottheinrichs- und Friedrichsbau der ehemals kurfürstlichen Residenz – das zweitgrößte Schloss am Neckar. Und am Südende des Landkreises bei Neckarwestheim Schloss Liebenstein, zurückgehend auf eine stuaufische Ministerialität im 13. Jahrhundert und seit 1686 Schloss im barocken Stil.
Hennze verwies auch auf Denkmäler in Langenbrettach (alte Mühle, ein ehemaliges Schlösschen und heutiges Rathaus), in der Fachwerkstadt Eppingen („Alte Universität), in Brackenheim und Neckarsulm, zeigte neuere Kirchen in Neckarwestheim, Tiefenbach, Roigheim und Heilbronn (Augustinuskirche) sowie die alten Bahnhöfe in Heilbronn (der erste Empfangsraum von 1848), Neckarsulm und Bad Wimpfen. Neuere Denkmale in Heilbronn: Von der Weinvilla (1873) über das Krematorium von 1905 bis zum Laubenganghaus, 1931 als moderne Wohnburg entstanden und heute als „Boardinghaus“ erhalten.
Hennze macht auch deutlich, wie schwierig und aufwändig es mitunter ist, Besitzer von Denkmälern bei Umbauten und Renovierungen richtig zu betreuen, zumal strenge Vorgaben aus der obersten Denkmalschutzbehörde im Wirtschaftsministerium und der oberen in Esslingen zu beachten sind. Mit 30jähriger Erfahrung ist Hennze mit allen Denkmal-Gegebenheiten bestens vertraut, überdies als Landes- und Volkskundler geschätzt, so in Gremien des Schwäbischen Heimatbundes, des Historischen Vereins Heilbronn und des Heimat- und Museumsvereins Neckarsulm.